Wildbienen über's Internet bestellen ? Das hört sich super an und wird auch heftig beworben, natürlich von den Anbietern, die damit gutes Geld verdienen.
Dabei werden auch gerne mal die Karten „Biodiversität“, „Insektensterben“, „gut für die Natur“ o.ä. ausgespielt. Warum ? Natürlich zur Täuschung ! Hier geht es nur um Euer Geld, denn dafür
braucht es keine Studien, hier reicht der normale Menschenverstand, der uns sagt, dass das eigentlich total unnatürlich ist ...
Und damit hat Letzterer auch vollkommen Recht ! Es hat seinen Sinn, wenn eine Art eventuell nicht vor Ort ist. Einerseits wieso sollte man sie dazu zwingen,
genau dort zu schlüpfen, vielleicht findet sie da gar nicht das für sie passende Umfeld vor ? Andererseits - und das ist wesentlich entscheidender - wird sich in genau diesem Garten bereits eine
seit Jahren angepasste Diversität an Wildbienen vorfinden, die an den Gegebenheiten vor Ort angepasst ist. Das werden beispielsweise unterschiedliche Sandbienen (die meisten sind auch sehr früh
im Jahr unterwegs) oder auch Hummelvölker sein, die sich an der Stelle natürlich eingefunden haben und somit mit dem vorhandenen Pollen-/Nektar-Reichtum in der Umgebung zurecht kommen. Kommt hier
nun künstlich (und in größerer Menge) ein neuer Kandidat ins Spiel, kann das nur negative Auswirkungen auf die bestehenden Arten haben. Da es sich bei den verkauften Mauerbienen um zwei häufige
und total unspezialisierte Arten handelt (sprich, sie nutzen Pollen von allem, was blüht !), werden es alle anderen Wildbienen in Zukunft schwerer haben. Das ist also genau das Gegenteil zur
Förderung der Biodiversität !
Käufer solcher Kokons tun das natürlich nur im besten Gewissen, das ist klar. Sie wollen nur was Gutes tun. Aber wissen diese, dass sie zwingend ihre
(Untere) Naturschutzbehörde vor Ort um Erlaubnis fragen müssen, bevor sie solche Kokons, bzw. die daraus schlüpfenenden Wildbienen in die freie Natur entlassen dürfen ?! Sicher nicht ! Das ist
vorgeschrieben (nach §40 des Bundesnaturschutzgesetzes, BNatSchG, da es sich hier um Wildtiere handelt) ! Verkäufer haben das - wenn überhaupt nur im ganz Kleingedruckten stehen - wäre ja
auch hinderlich für den Verkauf ! Der Verkauf bewegt sich daher - wie ich es gerne ausdrücke - in einer sehr dunklen Grauzone !
Also : Verkauf von Wildbienenkokons ist reines #beewashing (Geldmacherei auf der Basis des wirklich bestehenden Insektensterbens, was natürlich andere Arten
und v.a. allem gar (nur) nicht Wildbienen betrifft). Der Handel gehört strikt verboten, zumindest im privaten Maßstab oder wenigstens müsste das Verfahren umgedreht werden, so dass der Verkauf
überhaupt nur möglich ist, wenn der Kunde eine Genehmigung vorlegt. Dann würden die privaten Verkäufe schnell gegen Null gehen !!!
Der dazugehörige Kommentar bei Instagram (das war am 14.02.2022 - im Sommer kann man natürlich keine Wildbienenkokons kaufen, selbst bei unseriösen Anbietern,
hoffe ich doch mal !!) :
Dies aus aktuellen Anlass, da sich gerade wieder die Angebote häufen, auch hier auf Instagram, Wildbienenkokons zu bestellen. Bis Anfang März würde die Gehörnte Mauerbiene versandt werden und sogar paar Wochen länger die Rostrote ! Und auf Internetseiten findet man schnell Anbieter, die aus "deutscher Zucht" europaweit liefern ! Das muss man sich mal vorstellen !! Wenn wir auf unseren NABU-Fächen Wildblumenwiesen säen, dann ist dort aus ähnlichen Gründen regionales Saatgut vorgeschrieben (was gut ist), aber diese Händler dürfen Mauerbienen (ungeprüft der Genehmigung) durch die Gegend schicken, an Jeden, der dafür bezahlt ?!!! Der Einzige, der davon was Positives hat, ist der Anbieter !!
And here the same in english :
Ganz zu schweigen von den genetischen Auswirkungen !
Viele Wildbienen haben lokal leicht angepasste "Unterarten", die sich auch genetisch unterscheiden. Das ist bei Pflanzen ja ähnlich, siehe regionales Saatgut. Solche lokalen Vertreter schlüpfen eventuell etwas zeitversetzt, da die klimatischen Bedinungen vor Ort anders sind und/oder die entsprechenden Pflanzen später oder früher blühen.
Werden nun per Paket z.B. in Bayern gezüchtete Mauerbienen in alle Bundesländer oder gar über Deutschlands Grenzen hinaus versandt, führt dies zum Verlust der genetischen Vielfalt, da hier ein zahlenmäßig dominante "Unterart" freigelassen wurde. Die über Jahrhunderte angepasste Form wird auf diese Weise verdrängt. Sprich, ein solcher Mauerbienenverkauf ist nur schlecht für all die anderen Wildbienen vor Ort, sondern auch für die gleiche Art, die es recht wahrscheinlich schon dort gab. Denn diese beiden Mauerbienen sind praktisch in ganz Deutschland heimisch. Die Gehörnte Mauerbiene hat schon vor Jahren den Norden erobert.
Parasiten und Krankheiten können auf die Weise natürlich auch einfach weiterverbreitet werden ...
---
Das Geld (so Kokons sind auch nicht gerade günstig !!) wäre viel besser in einer naturnahen Gartenbepflanzung investiert, die nebenbei ganz viele Insekten unterstützt. So kann man wirklich etwas Sinnvolles für die Natur tun. Mit den "richtigen" Pflanzen und den geeigneten Nistmöglichkeiten, also v.a. Strukturreichtum im Garten wie z.B. Totholz, offene Flächen, etc. wird man tatsächlich jedes Jahr die Möglichkeit haben, neue Insekten zu beobachten. Nach vielen Jahren der Wildbienenbeobachtung in unserem Garten entdecke ich wirklich jedes Jahr 3-5 neue Arten , obwohl es ja schon fast hundert unterschiedliche Arten sind (in Niedersachsen wohlgemerkt, wo es sowieso deutlich weniger Arten gibt) ...
Wichtig zu wissen / Man kann´s nicht oft genug sagen : Dreiviertel aller Arten nisten im Boden !! Insekten"hotels" werden nur von einem sehr kleinen Teil benutzt und dann meist auch nur von solchen sehr häufigen Wildbienenarten. Mit Pflanzen hilft man dagegen allen ! Mut zu etwas mehr Wildnis und gibt der Natur auch in Eurem Garten etwas mehr Freiraum ...
Danke für´s Lesen bis hierher ! Peter
P.S.: Dasselbe gilt natürlich auch für den Verkauf von Hummelvölkern, meist die Dunkle Erdhummel, die dann als vorgezogenes kleines Volk gegen Mai verkauft werden ...
P.S.: Aus pädagogischer Sicht ist es natürlich toll, den Kindern Mauerbienen zeigen zu können. Aber das geht eben auch ohne den Kauf. Wenn da vor Ort ein vernünftiges Insekten"hotel" aufgestellt wird (muss ja gar nicht groß sein), ein paar zusätzliche Pflanzen wachsen dürfen, im Herbst vorher viele Blumenzwiebeln versenkt wurden, dann kommen die entsprechenden Wildbienen auch von ganz alleine. Ja, das dauert dann eben ein Jahr oder zwei, aber darauf kann man dann doch viel stolzer sein, wenn sich die Tiere von alleine einfinden ...