Hier hatte ich Glück und zufällig bemerkt als sich das erste Glockenblumen-Scherenbienen-Männchen (dieses Nistgangs) den Weg nach draußen frei beißt. Dabei muss es die mühsam von seiner Mutter herbeigeschafften kleinen Steinchen lösen, bis das Loch groß genug ist, damit es seine Kinderstube verlassen kann. An diesen eingearbeiteten Steinchen erkennt man die Scherenbienennistverschlüsse, die meist einen Durchmesser von 3mm bis 4mm besitzen.
Die Männchen der Glockenblumen-Scherenbiene unterscheiden sich von den Weibchen an der hellen (weißen bis orangen) Gesichts- und Seitenbehaarung, ihrem gekrümmten Hinterleib und natürlich der fehlenden Bauchbürste. Was meist nur auf Fotos erkennbar ist: sie machen sie der Damenwelt schöne Augen, diese sind nämlich grün mit großen, schwarzen, runden Flecken, ganz gut auf dem ersten Foto der Schlupfserie zu sehen.
Die Weibchen der Glockenblumen-Scherenbiene sammeln für ihren Nachwuchs unermüdlich Pollen an den diversen Glockenblumenblüten, der zum Teil mit Nektar vermischt, als Nahrungsgrundlage für ihre Nachkommen dient. Auf den ersten drei Fotos sieht man sehr gut, wie das Weibchen – auf dem Stempel sitzend – mit ihren Hinterbeinen Pollen in ihre Bauchbürste streift. Sie sind also Bauchsammler, was für Osmia typisch ist. Allerdings besitzt diese Wildbiene gleich zwei lateinische Namen, eben neben Osmia rapunculi auch Chelostoma rapunculi.
Bei uns besucht sie besonders – auch da blütentechnisch am besten vertreten – die Pfirsichblättrige Glockenblume, Campanula persicifolia (siehe letzten Foto), und die polsterbildende Dalmatiner Glockenblume, Campanula portenschlagiana (die ersten drei Fotos). Aber letztlich sind alle Arten oder Sorten von Glockenblumen perfekt, um diese und natürlich auch viele andere Wildbienen zu fördern. Es gibt mehrere Wildbienenarten, die auf Glockenblumen angewiesen sind, daher gehören diese – auch wenn ich mich wiederhole – in wirklich jeden Garten und auf jeden Balkon …
Die beiden Fotos am Nistverschluss zeigen ihr erst recht nass wirkendes Material aus Lehm, welches am Ende – für Scherenbienen typisch – mit kleinen Steinchen versehen wird. Getrocknet ist dies am Ende ein steinharter Verschluss ! Mit der Zeit verpilzt der Eingang ein wenig und sieht fast schon schimmelig aus, aber das ist normal für Scherenbienenverschlüsse und stellt kein Problem dar.
Auch solche hochspezialisierte Wildbienen nutzen andere Blüten zur Nektaraufnahme, die Männchen sowieso, da sie ja gar keinen Pollen sammeln. Hier beispielsweise an einer Kornblumenblüte :