Hallo und willkommen an alle "Quereinsteiger"
(da ganz viele via Pinterest - wo ich Null aktiv bin - direkt auf dieser Seite landen).
Nisthilfen aus Ton, also Löcher in gekauften oder selbstgemachten Bienensteinen sind toll, aber wissen Sie eigentlich, dass noch nicht einmal ein Fünftel aller in Deutschland lebenden Wildbienen (grob 600 Arten) überhaupt solche künstlichen Angebote nutzen ? Alleine Dreiviertel aller Wildbienen nisten im Boden, also im Erdreich. Daher hilft man ALLEN Wildbienen (und auch vielen anderen Insekten) am meisten durch ein üppig blühendes Pflanzenangebot. Viele Wildbienen sind extrem spezialisiert und sammeln Pollen und Nektar für den Nachwuchs nur an einer einzigen Pflanze oder Pflanzenfamilie. Daher lohnt es sich, speziell solche Pflanzen anzubieten, wie z.B. Glockenblumen, Natternkopf, Korbblütler wie z.B. Rainfarn. Eine kleine Auswahl sinnvoller Pflanzen (aus unserem Garten) stelle ich hier vor.
Wenn man Tonsteine selber macht, dann sollte man darauf achten, auch kleine Gangdurchmesser anzubieten. Denn z.B. Scheren-, Löcher- oder manche Maskenbienen benötigen solche 2mm bis 5mm breiten Lochdurchmesser. Oft sind käufliche Nisthilfen nur auf die beiden "dicken Mauerbienen", die Rostrote und die Gehörnte Mauerbiene, ausgelegt, die 6mm bis 9mm Lochdurchmesser bevorzugen. Gerade diesen beiden Wildbienenarten geht es nicht schlecht und bedarfen eigentlich wenig Unterstützung ...
Oft werden in "Insektenhotels" oder in einer großen Wildbienenwand Lochziegel integriert. Diese haben allerdings für die Wildbienen herzlichst wenig Nutzen ! Man kann aber ohne viel Aufwand und für kleines Geld schöne und vor allem sinnvolle Nisthilfen aus Ton schaffen.
Empfehlungen :
- den feuchten, gut formbaren Ton in die gewünschte Form bringen
- wichtig hierbei ist nur die Tiefe des Niststeins, damit die Nistgänge später eine vernünftige Länge erhalten
- 12 cm Tiefe oder mehr sind sinnvoll
- dann mit Stäben diverser Dicken (Bambusstücke, Schraubenzieher, o.ä.) lange Gänge in den Ton drücken
- wie bei Holz und Bambus sind hier natürlich auch wieder Lochdurchmesser zwischen 2 mm und 9 mm geeignet
- bei mir werden 3 mm bis 8 mm sehr gut angenommen ...
- durchgestochene Gänge müssen anschließend wieder hinten verschlossen werden
- den Nistgängen am besten direkt eine leichte Neigung nach oben verabreichen (Regenabfluss)
- ca. zwei Wochen trocknen und danach brennen lassen - Fertig !
Die Ausrichtung sollte südlich oder süd-östlich sein, mit möglichst viel direkter Sonneneinstrahlung und einem Regenschutz.
In den beiden großen Gängen hat hauptsächlich die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) ihre Nester angelegt, eventuell auch andere Mauerbienen (die sonst weit verbreitete Gehörnte Mauerbiene war aber 2017 das erste mal bei uns). Die Löcher mit ca. 4 mm Durchmesser wurden von mehreren Arten besiedelt. Dies sind - in der Reihenfolge ihrer "Einzugstermine" - die Hahnenfuß-Scherenbiene (Osmia florisomnis), dann die Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia rapunculi), im Hochsommer die Löcherbiene (Osmia truncorum) und im Spätsommer kommen noch die Maskenbienen hinzu (hier kein Verschluss zu sehen).
Hier eine Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia rapunculi), die einen Nistgang aus dem letzten Jahr wieder verwendet. Allerdings wird dieses Nest von einer Schmalbauchwespe (Gasteruption assectator)
parasitiert. Sie ist ein Futterparasit, d.h. ihr Nachwuchs frißt den Wildbienenlarven den Pollenvorrat weg. Dies tut sie bei mehreren Wildbienenarten / -familien, ist also nicht sonderlich
spezialisiert.
Nachfolgend ein gekaufter Bienenstein, den ich als "Impfstein" für einen Kollegen in meine Nistwand integriert hatte, allerdings erst am 29. April, sprich die größte Aktivität der Gehörnten Mauerbienen war schon vorbei. Aber es sind noch einige Rostrote Mauerbienen (und später auch eine andere, kleinere Mauerbienenart) unterwegs gewesen, die diesen Tonstein trotz anderer Alternativen sehr gut angenommen haben. Hier die Fortschritte der Besiedelung nach wenigen Tagen :
Wenn nun auch noch ein paar Scherenbienen und dann im Sommer auch noch Löcherbienen diesen Bienenstein nutzen (die kleinen Lochdurchmesser), dann kann er fast voll besetzt in den anderen Garten ziehen.
Ein Impfstein, der dann nach einer Saison in einen anderen Garten umzieht, sollte sich sehr regional halten !! Dieser hier ist wirklich einfach nur innerhalb Bückeburgs umgezogen, da mich ein NABU-Kollege darum gebeten hatte, damit es bei ihm "etwas schneller summt". Von weiter entfernten Umsiedelungen sollte bitte abgesehen werden, um keine örtlich angepassten Populationen zu stören. Das ginge dann in Richtung des Kokonverkaufs, wo Wildbienen aus Bayern (oder anderswo) teils europaweit versandt werden. Das ist ein NoGo, das ich vehement ablehne. Das mit diesem Impfstein war auch nur eine einmalige Aktion.