20.03.2023 : Die Weiße Bindensandbiene, bzw. die Schwere Sandbiene, Andrena gravida, mit einer kleinen „Überraschung“ im Gepäck !
Für die jeweilige Sandbienenart (zu) früh schlüpfende Weibchen – also teils auch vor deren Männchen – sind mit hoher Wahrscheinlichkeit „stylopsiert“, also von einem Fächerflügler befallen, so auch hier. Dieser kleine „Alien“, der dort zwischen dem vierten und fünften Hinterleibsabschnitt zum Vorschein kommt, ist nämlich die Larve eines Fächerflüglers, die teilweise zwischen den Tergiten aus der Wildbiene heraus“schaut“.
Achtung !! Das Folgende könnte als eklig empfunden werden, daher bitte nur auf eigenes Risiko weiterlesen !!
Die weiblichen Larven verbleiben zeitlebens im Körper ihres Wirts und verpuppen sich auch gar nicht mehr. Sie besitzten nicht nur keine Augen, sondern auch keine Beine oder Flügel und ernähren sich von der Körperflüssigkeit ihrer Wirtsbiene. Wenn sie geschlechtsreif werden, dann „bohren“ sie sich zwischen zwei Tergite der Rückenseite durch, so dass dann deren Vorderkörper nach außen gelangt.
Männliche Fächerflügler verpuppen sich zwischen den Tergiten und schlüpfen dann als winziges, flugfähiges Insekt, leben aber wirklich nur wenige Stunden. Deren einzige Aufgabe ist die Befruchtung eines Weibchens. Letzteres gibt Sexuallockstoffe ab, die die Männchen zum Ziel führen. Dort angekommen muss sich das Männchen mit seinem Begattungsorgan zwischen den Tergiten der Wirtsbiene praktisch in die Bauchseite des Weibchen bohren, damit die Spermien ihren Weg zu den Eier finden. Das ganze Thema ist mega spannend und hier nur sehr kurz angerissen.
Der genaue Blick auf den Hintern der (Wildbienen)Weibchen macht AKTUELL Sinn, denn jetzt im frühen Frühjahr sind viele Sandbienenmädels von Fächerflüglern befallen. Erstere schlüpfen dann – wie ferngesteuert – früher als ihre gesunden Artgenossen. Später im Jahr ist die Konzentration deutlich geringer und man hat dann vornehmlich wieder nur „gesunde“ Weibchen vor der Linse. Im Normalfall sterben die Weibchen nicht daran, aber sie verlieren ihre Fortpflanzungsfähigkeit, sprich sie legen keine eigenen Eier mehr.
Wahrscheinlich wird es sich hier um den Fächerflügler Stylops melittae handeln. Auf der äußerst informativen Internetseite www.wildbienen.de von Herrn Martin, ist nur bei dieser Art die hier betroffene Sandbiene als Wirt erwähnt. Als vertiefende Lektüre über die Entwicklung der Fächerflügler kann ich seine Seite nur empfehlen. Auf die passende Unterseite kommt man am schnellsten, wenn man in einer Suchmaschine einfach „Fächerflügler“ eingibt. Unter den ersten drei Ergebnissen ist sie dann direkt dabei. Neben einer ausführlichen Beschreibung sind auch viele tolle Fotos dabei, auch von den flugfähigen Männchen, die ich leider noch nie gesehen habe. Aber bei der kurzen Lebensdauer muss man wirklich zum richtigen Zeitpunkt direkt an Nistplatz sein !
Wie die kleinen Mini-Larven dann wieder zu neuen Wirtsbienen gelangen, ist ein Thema für sich und spielt sich auf Blüten ab, wo sie mit pollensammelnden Bienenweibchen als Taxi wieder in deren Nistkammern gelangen. Das ähnelt so ein wenig dem Vorgehen des Ölkäfers ...